Erstes Album von Bassist Branko Arnsek
26. November 2022 Sindelfinger Zeitung
 
Sindelfinger Jazz-Musiker hat sein erstes Album als Bandleader, Komponist und Arrangeur veröffentlicht. Es heißt „Move closer!“

von Thomas Volkmann
 

SINDELFINGEN. Besser spät denn nie. 63 Jahre ist der im ehemaligen Jugoslawien geborene, in Sindelfingen aufgewachsene und zwischenzeitlich auch wieder dort wohnhafte Jazz-Bassist Branko Arnsek inzwischen alt. In der Jazzszene also mehr als – etwas salopp formuliert – ein alter Hase mit guten Kontakten. Was ihn, wie er selbst sagt, zum „gerne gerufenen Sideman“ macht. „Ich sehe mich als einen musikalischen Globetrotter, der mit vielen Kulturen und musikalischen Richtungen in Berührung kommt“, so Arnsek weiter.

Ein besonderes Faible zeigt Arnsek dabei für afrokubanischen Jazz wie auch Gypsy-Swing. Auf seinem nun mit einem Sextett eingespielten neuen Album widmet er sich vornehmlich nun aber dem zeitgenössischen Jazz. Bis auf eine Ausnahme stammen die darauf enthaltenen Kompositionen ausnahmslos aus seiner Feder. „Das Schreiben fällt mir leicht“, sagt Arnsek und erinnert sich, wie er schon vor rund 30 Jahren mit den White Diamonds, bei denen als zweiter Lokalmatador Jogi Nestel am Schlagzeug saß, Kompositionsideen verwirklicht hat.

„Move closer!“ betrachtet Arnsek nun als
ein Resümee seines langjährigen musikalischen Schaffens. Es ist der erste von vielen seiner Tonträger, der diesmal auch seinen Namen trägt. Dafür hat er junge Musiker um sich geschart, die mit dem Material und den Einflüssen von Balkan bis Kuba umgehen können, die aber auch im modernen Jazz sattelfest sind. „Im zeitgenössischen Jazz ist der Verzicht auf Groove und Funktionsharmonik längst nicht mehr notwendig, um Neues zu schaffen. Es ist eher das Erlebnis des Zuhörers, manches vielleicht schon gehört zu haben, um letztlich aber festzustellen, dass es ganz anders ist“, merkt Arnsek an.

Für Sextett geschrieben 

Die Kompositionen und Arrangements hat Arnsek eigens für Sextett geschrieben. Als der Studiotermin schließlich anstand, fielen ihm kurzfristig die ursprünglich geplanten Bläser aus. Arnsek telefonierte sich quer durch seine Kontakte in Deutschland – und wurde mit Trompeter Janos Löber (Dortmund) und Alt-saxofonist Anton Mangold (Schweinfurt) fündig. „Die beiden jungen Bläser sind ein echter Hörgenuss“, ist Arnsek nach dem Studiogang mehr als zufrieden.

Und er kann es auf seine restlichen Mitstreiter wie grundsätzlich das Album als solches sein. Entstanden ist ein vielschichtiger Tonträger, auf dem afrokubanische Folklore auf seltene Rhythmen wie Makuta und Rumba Obatala trifft, die Rhythmusgruppe mit Arnsek am Kontrabass und E-Bass, Frank Eberle am Piano oder E-Piano sowie Michael Mischl am Schlagzeug und Reinier Ceruto an den Congas und Batas auch den Funk aus ihren Instrumenten zu kitzeln weiß.

Den Opener „Bećanović“ hat Arnsek einem verstorbenen Musikerfreund vom Balkan gewidmet, temperament-, beziehungsweise gefühlvoll wird es in jenen vier Titeln, in denen die kubanische Sängerin Johana Jo Jones zum Zug kommt und eine Verbindung zwischen den verschieden Musikkulturen herstellt. Zudem treffen neben kubanischer Improvisationskunst auch Melismen aus dem nord-amerikanischen R&B-Genre aufeinander – und im Stück „D’Avinci“ klingen, gut versteckt in vertrackter Rhythmik, gar Errungenschaften aus dem Hip-Hop an.

Info 

Branko Arnsek Sextett: „Move closer!“ Als CD oder Vinyl (ab Januar 2022) über die Webseite 59music.com erhältlich. tv

BRANKO ARNSEK 

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