BRANKO ARNSEK
MUSIKER - KOMPONIST - PRODUZENT - DOZENT
Porträt der Woche Branko Arnsek:
Musiksüchtig
Marisa Sass-Baitis, 02.11.2016, Wochenblatt Stuttgart
Er ist Musiker, Komponist und Produzent in einer Person, spricht viele Größen der Musikwelt
mit Vornamen an und ist auf nationaler wie internationaler Bühne erfolgreich. Doch auf die
Frage nach seinem Lieblingsprojekt schweigt der sonst so redefreudige Arnsek. Nicht, weil
er nichts zu sagen wüsste, sondern vielmehr, weil er sich nicht entscheiden kann, weil in
jedem seiner Projekte ein Tropfen Herzblut steckt.
„Salsa, Jazz, kubanische Musik – da fühle ich mich zu Hause. Diese Musik ist ehrlich und kraftvoll, sie berührt die Menschen, weckt Emotionen, fesselt sie. So sollte es sein.“ Er unterbricht sich, überlegt kurz, erzählt dann lächelnd weiter: „Obwohl es eine unglaublich vielseitig Musikrichtung ist, findet Jazz in der Öffentlichkeit wenig Gehör. Ich möchte gerade die vielen unbekannten und vernachlässigten Strömungen einfangen, um sie dem breiten Publikum zu präsentieren, und habe dazu ein fantastisches Quartett gegründet. Die Hälfte unserer Stücke steht bereits, 2017 ist es so weit. Das ist momentan mein Lieblingsprojekt.“
Die Wurzeln der Musikleidenschaft des gebürtigen Slowenen reichen bis weit in die Kindheit zurück, zu dem Akkordeon spielenden Vater, der singenden Mutter, zu Hausmusik und den ersten Klavierunterrichtsstunden. Dennoch entscheidet er sich für eine solide Ausbildung zum Glasmaler, arbeitet später bei Daimler, spielt in dieser und jener Band, reist viel. Erst seine Vaterschaft gibt den Anstoß, „etwas Ernsthaftes zu machen“, damit die Zukunft des Nachwuchses gesichert ist. „Damals gab es hier keinen Jazz-Studiengang, daher ging ich nach Bern an die Swiss Jazz School und studierte dort Kontrabass und E-Bass.“ Neben dem geliebten Jazz entdeckt er lateinamerikanische Rhythmen, lässt sich von Gamelanmusik ebenso begeistern wie von der sogenannten Zigeunermusik und tourt mit verschiedenen Bands in unterschiedlicher Besetzung durch ganz Europa. „Es war eine tolle Zeit mit vielen Highlights. Unser Auftritt im russischen Fernsehen beispielsweise gehört bis heute zu meinen größten Erfolgen. Nur eines bedaure ich: dass ich damals vor lauter Angst, mich zu blamieren, ein Engagement von der Jazz-Legende Archie Shepp abgelehnt habe.“
Heute ist der 57-Jährige fest in der Musikszene etabliert, doch manchmal, wenn er abends auf seinem Balkon entspannt eine Zigarre raucht, wünscht er sich, dass Musikern und ihrer Kunst ein wenig mehr Wertschätzung entgegengebracht würde. „Weder hat man es leicht, noch wird man reich in dem Business. Umgekehrt muss man gut vernetzt sein, ständig Präsenz zeigen und neue, unverbrauchte Projekte anbieten.“ Letzteres zumindest dürfte kein Problem darstellen, denn was interessante Ideen anbelangt, geht dem musiksüchtigen Arnsek noch lange nicht die Puste aus: „Vielleicht mache ich mal ein Live-Projekt mit ganz jungen Leuten. Das stelle ich mir spannend vor.“
Am 9. November feiert Arnsek mit den Guttenberger Brothers im Theaterhaus sein 40-Jahr-Bühnenjubiläum. Weitere Tourdaten: 14. 11. 16 Kiste Stuttgart; 17. 11. 16 Jazzhaus Heidelberg; 24. 11. 16 Gärtnerei Elsäßer Stuttgart-Vaihingen; 28. 11. 16 Kiste Stuttgart; 8. 12. 16 Eumel Stuttgart; 11. 12. 16 Bar Stuttgart; 15. 12. 16 Cave 61 Heilbronn